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🐌 Pina BlĂ€ttchenzauber – Die Schnecke, die auszog, den Wald zu finden


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Pina war anders als andere Schnecken. Ihre FĂŒhler glitzerten im Morgentau, ihre Schleimspur funkelte sanft wie Feenstaub – und wenn sie schlief, wuchs manchmal ein winziges Blatt auf ihrem RĂŒcken, als ob der Wald selbst ihr einen Traum geschenkt hĂ€tte.


Doch in der Stadt mochte man keine Wunder, die Schleim hinterließen.


„Pfui, nicht schon wieder!“

„Die frisst unsere Dahlien!“

„Was macht die denn hier auf dem Balkon?!“


Pina hörte all das. Sie spĂŒrte, wie die Menschen ihre zarten Spuren mit Wasser fortspĂŒlten, wie sie Schneckenkörner streuten und ihre mĂŒhsam geschleimten Wege mit kalten HĂ€nden zerstörten.

Sie wusste: Hier war kein Platz fĂŒr BlĂ€ttchenzauber.


Also tat sie, was keine Schnecke je zuvor gewagt hatte – sie zog los.


Sie schlich sich in eine alte Gießkanne, die ein Kind zum Spielen im Park vergessen hatte. Als ein Windstoß kam, hob ihn ein neugieriger Rabe auf und ließ ihn am Rand eines tiefen Waldes fallen.


Dort kroch Pina heraus.

Langsam. BedÀchtig.

Und atmete zum ersten Mal den Duft von feuchtem Moos, wilden Himbeeren und PilzgeflĂŒster.


Im Wald war niemand, der sie wegspĂŒlte.

Niemand, der sie „eklig“ nannte.

Im Gegenteil: Die Ameisen grĂŒĂŸten höflich, die Spinne in der Brombeerhecke spann fĂŒr sie ein kleines BlĂ€tterbett, und ein alter Dachs zeigte ihr den besten Platz zum Beobachten der Sterne.


Und das Beste?

Immer wenn sie sich ausruhte, wuchs ein neues, kleines Blatt auf ihrem RĂŒcken. Jedes anders. Jedes wunderschön.

„Du bist ein Wunder“, flĂŒsterte das Reh.

„Du bist eine HĂŒterin des GrĂŒnen“, summte der Falter.

„Du bist unsere Pina BlĂ€ttchenzauber“, sangen die Pilze im Chor.


Und so lebte sie dort – nicht versteckt, sondern frei.

Zwischen Farn und Lichtflecken.

Im Takt des Regens.

Und wenn du ganz still bist und ein Blatt zu funkeln beginnt, dann weißt du:

Pina war da.


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🐌 Pina BlĂ€ttchenzauber – und das Lied des leuchtenden Laubs


Der Wald war anders. Er war nicht laut, nicht eilig, nicht ordentlich.

Er war lebendig.


Pina BlĂ€ttchenzauber kroch nun jeden Morgen ĂŒber neue Wege: weiche Moospfade, alte Baumwurzeln, verwitterte Steine, die Geschichten flĂŒsterten. Sie hatte Freunde gefunden – die neugierige Ameise Trilli, das schĂŒchterne Eichhörnchen Koko und eine etwas mĂŒrrische, aber herzensgute Eule namens Frau Nebula.


Doch obwohl der Wald sie aufgenommen hatte, trug Pina noch immer einen kleinen, stillen Kummer in ihrem Schneckenherz.

Denn manchmal trĂ€umte sie von den Kindern in den StadtgĂ€rten. Von kleinen HĂ€nden, die Blumen pflanzen und mit Gießkannen lachen. Und manchmal, ja manchmal, wĂŒnschte sie sich, dass Menschen ihre BlĂ€ttchenzauberkraft nicht fĂŒrchteten – sondern sahen, wie sanft und schön sie war.


Eines Morgens, als der Nebel noch zwischen den Farnen schwebte, hörte Pina ein seltsames Summen. Kein Insekt. Kein Vogel. Es war ein Lied – weich, traurig, zart wie Tau.

Sie folgte ihm, Blatt fĂŒr Blatt, Tropfen fĂŒr Tropfen, bis sie zu einer alten, knorrigen Buche kam. An ihrem Stamm saß ein kleines Wesen mit glĂŒhenden Augen, einem Mantel aus Herbstlaub – und einer Stimme, die wie Wind in Baumkronen klang.


„Ich bin Liora, die HĂŒterin des Leuchtenden Laubs“, sagte das Wesen.

„Du bist Pina BlĂ€ttchenzauber. Die, die den Zauber in die Stadt brachte – und ihn wieder verlor.“


Pina zitterte. „Ich
 ich wollte nur dazugehören.“


Liora lĂ€chelte. „Und genau deshalb bist du erwĂ€hlt. Nur wer den Schmerz kennt, kann heilende Spuren hinterlassen.“


Dann gab sie Pina ein winziges, goldenes Blatt. Es leuchtete warm in der MorgendÀmmerung.


„Dieses Blatt fĂŒhrt dich eines Tages zurĂŒck. Nicht um zu bleiben. Sondern um zu zeigen.

Den Kindern. Den Menschen. Dass der Wald lebt. Und dass selbst die kleinste Schnecke Wunder bringen kann.“


Pina kroch zurĂŒck in ihr BlĂ€tterbett – das Herz schwer vor Bedeutung, aber warm vor Hoffnung.


Denn sie wusste jetzt: Eines Tages wĂŒrde sie zurĂŒckkehren. Und niemand wĂŒrde je wieder sagen: „Pfui, eine Schnecke.“

Sie wĂŒrden sagen: „Da ist Pina BlĂ€ttchenzauber. HĂŒterin des GrĂŒnen. TrĂ€gerin des Lichts.“


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