Theodore Roosevelt und Margarethe Steiff
Die Geschichte des Teddybären
Drehen wir die Zeit um knapp 120 Jahre zurück. Seinerzeit gingen die Staatsoberhäupter gern auf die Jagd und Theodor Roosevelt war da keine Ausnahme. Als er sich in den Südstaaten aufhielt, um Grenzstreitigkeiten zwischen Louisiana und Mississippi zu schlichten, lehnte er ein Angebot zur Bärenjagd nicht ab. Damals gab es leider keinen Tier- und Artenschutz wie wir es heute kennen und ein Bär war ein Geschöpf, das man erlegen konnte, ohne den Zorn der Gesellschaft zu erregen. Roosevelt, dem das Jagdglück versagt blieb, sollte nicht ohne Trophäe heimfahren. Man wollte sich dem Präsidenten gegenüber gefällig erweisen und so fiel den Gastgebern nichts besseres ein, als einem schwarzen Jungbären ein Seil um den Hals zu binden und dem Präsidenten laut zuzurufen.: "ein Bär, ein Bär!!!!!" ...dieser eilte aus seinem Zelt, sah das bedauernswerte Tier und meinte nur, wenn er diesen Bären töten würde, könne er seinen Kindern nie wieder in die Augen sehen.
Der politische Karikaturist Clyfford Berryman ist Zeuge des Geschehens und hält die Begebenheit in einer Skizze fest, die am nächsten Tag in der Washington Post veröffentlicht wird. "Hier ist die Grenze" heißt es, eine Doppeldeutigkeit, denn Theodor Roosevelt war ein leidenschaftlicher Kämpfer für die Rechte der Schwarzen. Berryman`s Zeichnung wurde so oft nachgedruckt, dass sie ihn berühmt machte. Der Fortgang der Geschichte gleicht einem Märchen: In Brooklyn gab es einen kleinen Kolonialwarenladen, betrieben von Morris Michtom. Morris war ein cleverer Geschäftsmann und stets bemüht, sein Warenangebot zu verbessern. Ihm fällt die Karikatur sofort ins Auge und er hat die Idee des Jahrhunderts. Er wird die Welt des Spielzeugs revolutionieren. Der Bär aus der Zeitung verwandelt sich über Nacht in ein Geschöpf aus braunem Plüsch. Am nächsten Tag thront das Spielzeug im Schaufenster des kleinen Ladens, wechselt nach wenigen Minuten bereits den Besitzer und Mrs. Michtoms Hände kommen nicht mehr zur Ruhe, denn der Bär verkauft sich schneller als der Plüsch genäht ist. Als cleverer Geschäftsmann möchte Morris Michtum seine Erfindung nach dem Präsidenten benennen. Seine Frau näht extra einen Bären für das Weiße Haus und Morris schickt diesen mit seinem kühnen Ersuch nach Washington. Der Präsident gestattet ihm, seinen Spitznamen Teddy als Markenzeichen zu verwenden und der Verkauf übertrifft bald alle seine Erwartungen. Als Michtum 1938 stirbt, kondoliert das Weiße Haus und die ganze amerikanische Presse beklagt den Verlust des genialen Erfinders.
Wieder einem Märchen gleich haben zwei Menschen auf entgegen gesetzten Kontinenten zur selben Zeit die gleiche Idee. In Giengen an der Brenz gründete Margarethe Steiff, die an Kinderlähmung erkrankt und schon seit frühen Kindertagen an den Rollstuhl gefesselt war, im Jahre 1877 eine Filzfabrik. Margarethe liebte es, kleine Kleidungsstücke für Kinder zu fertigen. Angeregt durch eine Modezeitschrift entwirft sie ein Nadelkissen in Form eines Filzelefanten, der jedoch ganz unverhofft als Kinderspielzeug viel größere Erfolge feiern sollte.
Es folgten weitere Filztiere wie Affen, Schweinchen, Hunde und Hasen. 1893 wird das Familienunternehmen als Margarethe Steiff, Filzspielwarenfarbik ins Handelsregister eingetragen. Margarethes Neffe, Richard Steiff, zu dem sie eine enge Bindung pflegt, verbringt seine Zeit damit, im Stuttgarter Zoo Tiere zu beobachten und zu zeichnen. Er verbindet nüchternen Geschäftssinn mit viel Kreativität, studiert an der Kunstgewerbeschule und kehrt eines Tages Heim mit einer Zeichnung eines Bären. Er schlägt der Tante vor, diesen Bären nicht mehr aus Filz sondern aus Pelz zu nähen mit beweglichen Gliedmaßen. 1903 wird der erste Bär in Leipzig vorgestellt. Der Erfolg bleibt jedoch aus. Man will schon wieder zusammen packen, als ein Wunder geschieht. In der letzten Minute des Messetages kauft ein Amerikaner den Bären und bestellt vom Fleck weg weitere 3000 Stück.
Und hier schliesst sich der Kreis: Der Amerikanische Käufer stellt den Bären in New York aus, wo er einem Dekorateur auffällt, der für die Hochzeit von Theodor Roosevelts Tochter verantwortlich ist. Dieser lässt sich die originelle Idee natürlich nicht entgehen und so kam es, dass die Plüschgesellen die Hochzeitstafel schmückten. Die Gäste erinnerten sich an die Jagdgeschichte und es wurde so mancher Scherz über Teddy`s Bären gemacht. Teddy war geboren und das erfolgreichste Spielzeug aller Zeiten machte einen Siegeszug um die ganze Welt. Bis zum heutigen Tag haben sich Steiff Bären als hochwertige Sammlerbären in den Herzen der Menschen ihren Platz gesichert. Das Lebenswerk der Margarethe Steiff hat nach mehr als einem Jahrhundert nichts von seiner Popularität eingebüsst. Der gute alte Teddybär bleibt ungeschlagen in den Herzen der Kinder und Sammler ein nicht wegzudenkender Freund und Seelentröster.
(frei nach L' Ours dans tous ses états / Geneviève, Gérard Picot)