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AutorenbildNeedful Friends

Schuschu ... von Bärenrentenkasse und Altersvorsorge

Aktualisiert: 19. Mai


„Alter ist eine vom Tod umspülte Insel“, heißt ein altes Sprichwort, doch bei uns Teddybären ist das nicht ganz so, denn wir altern eben anders als die Menschen, die uns lieb haben. Wir sehen, fühlen und lieben ihre kleinen Händchen, wenn sie uns unterm Weihnachtsbaum oder auf dem Geburtstagstisch entdecken, wir mögen das Gefühl der Nähe und Wärme, wenn wir mit ihnen in ihren Kinderbettchen kuscheln und träumen dürfen, wir trösten sie, wenn Kullertränchen auf unser Fell tropfen, wir stehen später auf Regalen mit Fussballpokalen, LEGO- Raumschiffen oder Barbiepuppen und danach sitzen wir oft auf bunten Tagesdecken, wenn scheue Teenagerküsse in ihren Jugendzimmern ausgetauscht werden und nicht selten begleiten wir sie als eine der wenigen Kindheitserinnerungen in erste eigene Wohnungen und WGs, wenn sie flügge werden.


Natürlich geht auch an uns der Zahn der Zeit nicht vorbei. Wenn bei unseren Menschen die Haare grau oder dünner werden, haben auch wir „abgeliebte“ dünnfellige Schnauzen, neu eingesetzte Knopfaugen und vielleicht den einen oder anderen Flicken auf dem Fell, oft von treusorgenden Großmüttern aufgesetzt. Nicht selten sind wir auch ein bisschen Stolz über diese Narben der Liebe, die unsere Leben doch so einzigartig und besonders machen. Manchmal riechen wir auch ein bisschen strenger, gibt es doch im Laufe des Lebens eines Kuscheltieres fast keine menschliche Flüssigkeit und kein Nahrungsmittel im Haushalt, dass nicht auf uns gekleckert oder versucht wurde, mit kleinen Löffelchen in unsere zugenähten Schnauzen zu transportieren. Ein wunderschönes, bäriges Leben eben. Die Rente mit 65 oder gar mit 60 oder früher ist bei uns Bären aber kein Thema. Wir haben auch im Alter einen Bärenhunger auf Liebe unserer Menschen, auf Teilhabe und Mitmachen und sind am Liebsten da, wo die Familie zusammenkommt und natürlich gerne auch weiterhin geliebter Schlafgenosse, selbst wenn schon die zweite oder dritte Generation in der Familie ihre Träume mit uns teilt.


Aber eines haben wir dann doch mit unseren Menschen gemeinsam: - oft „arbeiten“ wir einfach weiter, selbst wenn der Filz oder die Holzwolle um unser Herz herum uns sagt, dass es längst Zeit wäre, sich für den bärigen Ruhestand ein schönes, warmes, sonniges und vor allem trockenes Plätzchen im Haushalt unserer Menschen zu suchen. Aber – geben Sie es zu! – Sie wissen wenig über unsere Bärenrentenkasse, oder? Leider ist das alles andere als ein Rundum-Sorglos-Paket und darum muss ich den Job noch ein paar Jahre länger machen. Das habe ich allerdings gemeinsam mit meiner Besitzerin, die ich nun schon ihr ganzes Leben begleite und davor ihren großen Bruder, der mich allerdings nach nur 10 Jahren bereits an die kleine Schwester übergab, weil er meinte, „große Jungs“ brauchen keine Kuscheltiere mehr. Wenn der wüsste, welche „großen“ und vor allem mächtige Jungs und Mädchen noch ihre plüschigen Kinderlieben irgendwo parat haben, wenn es Freudentränen zu teilen oder Kummertränen zu trocknen gilt, heimlich oft und da versteckt, wo die vermeintliche Schwäche kein anderer sieht. Man sagt ja, manche Paare werden sich gleicher, wenn sie zusammen alt werden. Das trifft auch für mich und meine Mensch*in zu, wie es jetzt ja modern heißen soll. 

Vor allem haben wir eines gemeinsam: - wir beide haben eine Altersvorsorge, die uns den Ruhestand in weite Ferne rücken lässt. Ich habe ´mal gelesen, dass in Deutschland das Rentenniveau entsetzlich niedrig, dafür das Eintrittsalter entsetzlich hoch sei. Seltsam, erinnere ich mich doch an die vielen tausend Nachrichtensendungen, die ich im Laufe meines Lebens aus der Ellenbogenbeuge von Kinderärmchen oder vom Platz auf der Couchlehne mitgesehen und gehört habe, wo es immer hieß, wir seien ein Land in Wohlstand, Überfluss und voller Wirtschaftswunder, wo es den Menschen so gut gehe, wie nirgends auf der Welt. Komisch, finden Sie nicht auch? Naja, ich will nicht meckern, hatte ich ein schönes Leben von mittlerweile mehr als 80 Jahren. Generationen von Kindern haben mir ihr Lachen und ihre Liebe geschenkt. Aber mein Frauchen sagt immer, man lebt nicht nur von Luft und Liebe allein!


Also muss ich sie auch weiter begleiten und abends mit einem Lächeln begrüßen, wenn sie müde nach Hause kommt. Aber wir gehen eben zusammen schon ein Leben lang durch dick und dünn, in guten wie in schlechten Zeiten und mein Holzwolle/ Filzherzchen lacht wenn sie mich anschaut und zärtlich sagt: „…Na, mein Alter, geht´s Dir gut?“. Dann beneide ich sie für etwas was ich mit meinen Knopfaugen aus Glas nicht kann, nämlich ihr meine Freudentränen schenken.


Meinen Namen habe ich übrigens aufgrund des Kinderschuhs, den ich schon lange mit mir herumtrage, weshalb ich auch Schuschu genannt werde. Ich bin aus einem hundert Jahre alten Bauernleinen gefertigt und komme auf Bestellung mit einem antiken Kinderschuh ins neue Heim, der je nach Angebot variieren kann.



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